„Kiefergelenk“ im Fokus

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Schlüsselwörter: CMD Craniomandibuläre Dysfunktion Kiefergelenkerkrankungen

Gelungen: Ausführlicher Überblick über die relevanten Kiefergelenkerkrankungen

Dieses Buch befasst sich mit einem hochrelevanten, bislang jedoch häufig als sekundär eingeordneten Thema der Human- und Zahnmedizin – dem Kiefergelenk. Die Prävalenz kiefergelenkbezogener Beschwerden in der Bevölkerung ist hoch, die Fähigkeit zur korrekten Diagnosestellung häufig umso geringer. Nicht selten wird die Diagnose Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) gestellt, ohne auf die spezielle und teilweise komplexe Pathologie der jeweiligen Beschwerden näher einzugehen. Das Werk von Reich und Neff erhebt den Anspruch, einen kompakten Überblick über die möglichen Ursachen, Diagnose- und Therapiealgorithmen kiefergelenkbezogener Störungen zu schaffen und auf diese Weise den Blick auf ein hochrelevantes Thema auch für den Praktiker zu schärfen.

Die Autoren schaffen es, das Thema „Kiefergelenk“ anhand zahlreicher gelungener schematischer und klinischer Abbildungen auch visuell ansprechend näherzubringen. Beginnend mit den Grundlagen der Anatomie und Biomechanik führen sie kurz und prägnant in die Differenzialdia­gnostik kiefergelenkbezogener Symptome ein. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle die Strukturierung der dia­gnostischen Leitfäden, anhand derer die Einordnung doch recht komplexer Symptomkonstellationen beinahe spielerisch gelingt.

Ein für den Klinker hochrelevantes Thema, die Frage „Myopathie oder Arthropathie?“, wird in Kapitel 2 noch einmal dezidiert beleuchtet und erlaubt so die rasche Einordnung in einen Therapiealgorithmus. Für mein persönliches Empfinden etwas zu rasch erscheint der Sprung in das chirurgische Spektrum bei Kiefergelenkerkrankungen, da hier meines Erachtens die Erläuterung der zu therapierenden Pathologien fehlt. Dies kommt erst in dem folgenden Kapitel zur Sprache. Ein Wermutstropfen ist außerdem die doch recht kurze Befassung mit dem – aufgrund der Ausweitung der Indikationsstellung entsprechend der neuen Wissenschaftlichen Mitteilung zum Thema „Therapie Craniomandibulärer Dysfunktionen (CMD)“ – hochspannenden Thema der Arthrozentese und Arthroskopie. Obwohl das Werk nicht den Anspruch erhebt, spezifisch auf Therapiealgorithmen einzugehen, so wäre es dennoch für den Kliniker wünschenswert gewesen, einen Leitfaden zur praktischen Durchführung der genannten Eingriffe zu erhalten – zumal die Arthrozentese als niederschwellige, minimal-invasive Therapieform heute standardmäßig in vielen Indikationen genutzt werden kann und sollte. Vorteilhaft wäre zudem die visuelle Darstellung der verschiedenen Zugangswege zum Kiefergelenk gewesen, die lediglich in Textform kurz angeschnitten werden.

In gewohnt gut strukturierter und prägnanter Weise folgen anschließend Kapitel zu arthrogenen Kiefergelenkerkrankungen, die einen weiten Überblick über eine sehr heterogene Landschaft an Krankheitsbildern bieten.

In einem separaten Bereich wird anschließend die Traumatologie des Kiefergelenks inklusive der verschiedenen Therapiemöglichkeiten erläutert. Auch hier fehlen die für den Kliniker hochinteressanten Zugangswege und operativen Techniken; wohingegen das anschließende Kapitel mit zahlreichen klinischen Fällen einen unerwarteten Bonus bietet.

Zusammenfassend betrachtet, können die Autoren dem Anspruch der Leser, einen kompakten und gleichzeitig ausführlichen Überblick über die relevanten Kiefergelenkerkrankungen und -verletzungen zu gewinnen, definitiv gerecht werden. Zwar täuschen auch die anschaulichen Fallserien nicht über das Fehlen eines chirurgischen Therapieleitfadens hinweg, dennoch ist diesem Werk eine herausragende Qualität nicht abzusprechen. Als erstes im deutschsprachigen Raum erschienenes Buch zu diesem Thema sollte es einen Platz im Regal jedes Behandlers von Kiefergelenkerkrankungen finden.

Rudolf H. Reich, Andreas M. Neff (Hrsg.): 1. Auflage 2022, Urban & Fischer, Hardcover, 21 x 29,7 cm, 184 Seiten, 211 Farbabbildungen, ISBN 978–3–437–23725–6


Zur besseren Lesbarkeit wird in dieser Rezension das generische Maskulinum verwendet. Die in dieser Arbeit verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.


(Stand: 02.06.2023)

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