Sekundäre Implantologie – ohne Plan B geht nichts ...

21. Jahrestagung des Landesverbandes Berlin-Brandenburg im DGI e.V.

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Trotz der hohen Tagungsdichte im Mai hatten viele implantologisch tätige und interessierte Praktiker und auch Studierende den Weg zur diesjährigen Jahrestagung des Landesverbandes Berlin-Brandenburg im DGI e. V. gefunden. Unter dem Motto „Sekundäre Implantologie – ohne Plan B geht nichts ...“ hatte der Vorstand Anfang Mai in das geschichtsträchtige Ellington Hotel in der Bundeshauptstadt eingeladen.

Das Ellington, ein denkmalgeschütztes Haus aus den goldenen Zwanzigern mit der längsten, auffälligsten und vielleicht auch einer der schönsten Fassaden Berlins, war zum ersten Mal Tagungsort des Landesverbandes. Als architektonischer Schatz beschrieben, war das Gebäude schon immer eine Bühne großer Persönlichkeiten. Internationale Künstler wie Juan Llossas, Louis Armstrong, Ella Fitzgerald und Duke Ellington, aber auch alte Ufa-Helden und spätere Fernsehstars wie Günter Pfitzmann und Edith Hancke traten hier auf der Bühne des „Berliner Theaters“ auf.

In diesem Haus wurden am 5. und 6. Mai aktuelle Trends und Probleme des implantologischen Tuns mit stringenter Praxisbezogenheit diskutiert und vermittelt. Komplikationen während einer implantatprothetischen Versorgung sind zwar überschaubar, zwingen aber unter Umständen zu Kompromissen oder Veränderungen der ursprünglichen Planungsansätze. Die Organisatoren hatten dazu Experten aus unterschiedlichen Bereichen von Medizin und Zahnmedizin eingeladen, um verschiedene Lösungsansätze zu beleuchten. Es galt, den sprichwörtlichen „Plan B“ zu finden.

Workshops im Vorprogramm

Die sehr gut besuchten Workshops der Industriepartner mit diskussionsfreudigen Referentinnen und Referenten lieferten Im Rahmen des Vorprogramms am Freitagnachmittag einen guten Einstieg in das Fortbildungswochenende. ZTM Jens Strohm stellte beispielsweise aus technischer Sicht das neue ein- und zweiteilige Keramikimplantat Ceralog unter ästhetischen und funktionellen Gesichtspunkten vor. Dr. Derk Siebers, Berlin, demonstrierte in einem weiteren spannenden Workshop den praktischen Umgang mit wachstumsfaktorenreichem Plasma und gab zahlreiche Tipps für eine erfolgreiche Anwendung. Außerdem wurde der wissenschaftliche Hintergrund der Verwendung von plättchenreichem Plasma in der Parodontalchirurgie sowie der Weichgewebe- und Knochenheilung anhand von Metaanalysen dargestellt. Zeitgleich präsentierte Dr. Anne Bauersachs, Sonneberg, praktische Anwendungs- und Einsatzmöglichkeiten konischer Bone-Level-Implantate.

Lösungsansätze nach Komplikationen und Anatomie

Am Samstag referierte dann im Rahmen des Hauptprogramms Prof. Dr. Dr. Hendrik Terheyden, Kassel, zum Thema „Plan B bei vertikalen Augmentationen“. Als darin spezialisierter Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg präsentierte er einen Überblick über die Möglichkeiten vertikaler Augmentationen. Angefangen bei Auf- und Anlagerungstechniken über Sandwichosteotomien bis hin zur Distraktionsosteogenese diskutierte er Vor- und Nachteile anhand von eigenen komplexen Fällen und demonstrierte Lösungsansätze nach Komplikationen. Sein Credo „kein Patient verlässt unsere Klinik ohne Implantate, wenn er welche wünscht“ zeugt von seinem großen Erfahrungsschatz, auch im Hinblick auf das Komplikationsmanagement. Die Indikation für den jeweiligen Patienten zu erkennen und zu bestimmen sei dabei die schwierigste Aufgabe, aber zur Vermeidung etwaiger Komplikationen entscheidend.

Eine spannende Reise in die Welt der Kieferhöhle lieferte aus dem Blickwinkel einer anderen Fachrichtung Prof. Dr. Markus Jungehülsing von der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde des Ernst-von-Bergmann-Klinikums, Potsdam. Der sehr humorvolle und wissenschaftlich fundierte Vortrag zeigte eindrucksvolle Bilder und Animationen der anatomischen Beschaffenheit der Kieferhöhle als Repetitio. Prof. Jungehülsing betonte, dass auch aus Sicht eines Hals-Nasen-Ohrenarztes der Sinuslift eine sichere und vorhersagbare Therapieform darstelle.

Komplikationsmanagement

In dem sich anschließenden Vortrag referierte PD Dr. Michael Stimmelmayr, Cham, über Misserfolge bei Implantationen im Frontzahnbereich und deren Korrekturmöglichkeiten. Aus seinem großen Erfahrungsschatz berichtend, konnte er anhand mehrerer Fallbeispiele zeigen, dass auch der Implantologie im Komplikationsmanagement durchaus Grenzen gesetzt sind. Unter Umständen bieten konservative Lösungen suffizientere Ergebnisse, gerade bei jungen Patienten oder auch nach wiederholten implantologischen Fehlschlägen. Was funktioniert wie mit welcher Vorhersagbarkeit? Was passiert am Implantat und was am natürlichen Zahn? Eine optimale Vorbereitung, die Berücksichtigung der roten Ästhetik sowie das Wissen um die Bedürfnisse des Patienten gehören an den Anfang der prothetischen Planung, um gute, vorhersagbare Ergebnisse zu erreichen, so beschrieb Dr. Stimmelmayr sein stimmiges Konzept.

Einen aktuellen Überblick über den Einfluss des individuellen Knochenstoffwechsels auf das Implantatlager und daraus resultierende mögliche Folgen lieferte Prof. Dr. Dr. Bodo Hoffmeister, Berlin/Zürich, in seinem Vortrag. Er beleuchtete dabei eindrucksvoll die Bedeutung etwaiger zusätzlicher Risikofaktoren wie Vitamin-D-Mangel, Bisphosphonat- und Bestrahlungstherapien.

Als letzter Vortragender präsentierte DGI-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Florian Beuer MME, Berlin, detailliert sein Konzept zum Umgang mit Komplikationen aus prothetischer Sicht. Dabei diskutierte er die Vorteile digitaler Abformungen sowie verschraubter gegenüber verklebter Suprakonstruktionen. „Digitale Konzepte für die richtigen Indikationen helfen Zeit und Kosten zu sparen“, so umriss Professor Beuer seine Erfahrungen. Die Entwicklung der puderfreien Intraoralscanner mache dabei die Umsetzung der Planungen wesentlich praktikabler. Die präzise Übertragung von kleineren Restaurationen wie bei Einzelzahnsituationen oder dreigliedrigen Brücken mittels intraoraler Scanner ist heute seiner Meinung nach problemlos möglich.

Schließlich konnten alle Referenten auf ihrem jeweiligen Fachgebiet eindrucksvoll zeigen, dass immer ein Plan B existiert – und dass dieser auch funktionieren kann.

Unterstützt wurde die Tagung traditionell durch den aktuellen Input aus der Industrie. Gerade so kurz nach der IDS wurden in der begleitenden Ausstellung aktuelle Trends und Neuheiten gezeigt.

Wahl des Vorstandes und Aussicht auf 2018

Auf der Mitgliederversammlung des Landesverbandes, die im Anschluss an die Jahrestagung stattfand, stand die Wahl des Vorstandes im Mittelpunkt. Ergebnis: PD Dr. Frank Peter Strietzel wurde im Amt des 1. Vorsitzenden bestätigt, Dr. Derk Siebers MSc wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. PD Dr. Susanne Nahles ist die neue Schriftführerin im Vorstand.

Im nächsten Jahr findet die Tagung des Landesverbandes turnusmäßig wieder in Potsdam statt. Der Vorstand freut sich schon jetzt auf eine hoffentlich wieder große Resonanz der Kollegenschaft. Das Thema 2018 lautet: „Neues aus dem Implantatlager – Augmentationen, Hart- und Weichgewebe und mehr … “ am 2. und 3. März 2018 im Kongresshotel in Potsdam.


(Stand: 08.09.2017)

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