Die DGI stellt weltweit eine besondere Fachgesellschaft dar. So ist sie auf der einen Seite unter den fünf größten implantologischen Fachgesellschaften weltweit, andererseits aber auch – und das ist bedeutsam – national und lokal verankert. Eine weitere Besonderheit ist nicht nur die formal alternierende Präsidentschaft zwischen Hochschule und Praxis, sondern auch die Tatsache, dass dies sich in der Mitgliederstruktur der DGI widerspiegelt und tatsächlich gelebt wird. Keine andere der großen Fachgesellschaften weltweit kann diese Balance so gut darstellen. Die DGI ist also eine besondere nationale Fachgesellschaft.
Nun stellt sich sicherlich für den ein oder anderen die Frage, warum die DGI Kooperationen mit der EAO braucht und internationale Kongresse ausrichtet oder sich an internationalen Leitlinien beteiligt. Ich könnte jetzt damit beginnen, dass Deutschland mit den Innovationen im Bereich der Medizinprodukte und der Größe des implantologischen Marktes schon immer ein Kristallisationspunkt für internationale Entwicklungen war. Ein viel spannender Aspekt ist jedoch die Bedeutung der deutschen Zahntechnik. Zahntechnische Leistungen auf dem uns bekannten Niveau – und das auch noch flächendeckend – finden sich international praktisch nur in anderen deutschsprachigen Ländern.
Natürlich findet auf diesem Gebot gerade ein Wandel statt, und die Zahntechnik wird zunehmend digitaler und damit vielleicht auch austauschbarer. Doch umso wichtiger wird in der modernen Zahnmedizin die aktive Rolle der Zahntechnik bei der Beratung der Zahnärztinnen und Zahnärzte – sei es, wenn es um die Materialauswahl oder um andere technische Details geht. Ein echtes Team auf Augenhöhe könnte die Zukunft auch für die Zahntechnik sein. Also ein Exportmodell, nicht umgekehrt. Internationale Leitlinien und Empfehlungen berücksichtigen diesen nationalen Aspekt praktisch nie. Lasst uns also unseren hohen Standard auch nach außen darstellen und kommunizieren.
Die Situation wird noch interessanter, wenn man sich die Entstehung internationaler Leitlinien ansieht. Diese basieren auf Studien, die häufig im angloamerikanischen oder skandinavischen Raum erstellt wurden. Nationale Standards und auch hier wieder die besondere Leistung unserer zahntechnischen Kollegen finden oft keine Berücksichtigung. Ein interessantes Beispiel dafür ist die neue S3-Leitlinie für die Parodontitis Stadium IV, die zwar auf europäischer Ebene verabschiedet wurde, nun aber erfreulicherweise in Deutschland eine nationale Adaptierung erfährt.
Es ist also wichtig, dass wir einerseits zeigen, welchen hohen Stand die Zahnmedizin in Deutschland erreicht hat, und dies auch international kommunizieren, uns aber andererseits nicht von den internationalen Entwicklungen abkoppeln und vielleicht wichtige Entwicklungen an uns vorbeigehen lassen. Darüber hinaus kann es für uns attraktiv sein, unsere in Deutschland liebgewonnenen DGI-Aktivitäten ein wenig international darzustellen. So hat beispielsweise das großartige DGI-Curriculum, das in Deutschland seit vielen Jahren erfolgreich läuft, auf internationalem Niveau Nachahmer gefunden, ohne dass die Urheberschaft wirklich bekannt ist.
Damit wird klar, die DGI braucht ein internationales Konzept, ohne die nationalen Aktivitäten unserer hiesigen DGI-Familie zu vernachlässigen.